Harnleiterschienen

Harnleiterschienen sind Katheter, bei denen der Urin über Hohlschläuche durch die Harnleiter hindurch von der Nieren in die Blase abläuft.

Diese Harnleiterschienen haben sehr viele Namen: Ureterkatheter, Harnleiterstent, Harnleitersplint, Doppel-J-Katheter, Pigtail, Piggi usw. In der Kurzfassung  werden diese Harnleiterschienen sehr oft als Pigtail oder DJ bezeichnet.

Wir verwenden der Einfachheit halber im weiteren Verlauf das Fachkürzel DJ, sprich: Doppel-J.

Schematische Darstellung einer im Körper einliegenden Harnleiterschiene bzw.  DJ_Urologie_Anmriswil   Röntgenbild einer einliegenden Harnleiterschiene bzw DJ Urologie Amriswil
 Schematische Darstellung eines zwischen Harnblase und Niere verlaufenden DJ  Röntgenaufnahme eines zwischen Harnblase und Niere verlaufenden DJ

Was sind die Gründe für die Einlage eines DJ?

Gründe für die Einlage eines DJ gibt es viele. Der häufigste Grund sind Harnstau und Harnsteine. Oft blockieren Harnsteine den Abfluss aus der Niere oder machen stärkste Schmerzen.Hier schafft der DJ Linderung und beseitigt rasch die Kolik-Schmerzen. Ausserdem sorgt der DJ dafür das der Urin wieder gut abfliessen kann in die Harnblase und sich nicht hinter dem Stein staut. Angenehmer Nebeneffekt ist, dass durch den DJ sich der enge Harnleiter weitet und elastischer wird. Dieses Phänomen nennt man "Schwertschluckereffekt".

Für die Steinbehandlung ist dieser Effekt von grossem Vorteil. Die Steine können viel leichter selber abgehen oder - wenn sie nicht selber kommen - auch später leichter operativ entfernt werden aus Harnleiter und Nierenbecken.

Einen Harnstau kann es aber nicht nur bei Steinen geben. Auch Geschwüre und Tumore können den Harnleiter abdrücken. Es können auch im Harnleiter selber Engstellen entstehen, so dass sich der Urin aufstaut und die Nieren schädigt. Auch Eiter bei Infektionen in den Nieren kann den Harnleiter verstopfen und die Infektion noch zusätzlich verschlimmern. In all diesen Fällen kann ein DJ den Harnabfluss wieder sicherstellen und die Nieren entlasten.

Was sind die Vorteile des DJ-Harnleiterkatheters?

Die wichtigsten Vorteile des DJ sind:

  • Harnableitung entsprechend dem natürlichen Fliessweg des Harns von der Niere hinab in die Harnblase
  • Einlage minimalinvasiv unter Verwendung natürlicher Körperöffnungen und vorbestehender natürlicher Wege

Was sind die Nachteile des DJ?

Die Einlage eines DJ ist ein operativer Eingriff und muss gut geplant werden. Wie bei jedem operativen Eingriff gibt es Risiken und Komplikationen. Diese sind zwar selten, aber es gibt sie. Die Einlage des DJ erfolgt in der Regel unter einer kurzen Betäubung. Wie stark diese Betäubung sein muss, hängt vom Grundleiden und der Vorgeschichte ab. In einigen Fällen kann diese auch nur in örtlicher Betäubung erfolgen, in anderen Fällen bedarf es einer Narkose.

Einlage und Wechsel von DJ können unter Ultraschallkontrolle erfolgen. In schwierigen Fällen bedarf es zusätzlich einer Möglichkeit zu Röntgenuntersuchung. Der Eingriff kann also nicht beim Hausarzt erfolgen. Die Patienten müssen für Einlage und Wechsel von DJ zum Urologen.

Einige Vorerkrankungen machen die Anlage eines DJ schwierig, selten aber unmöglich. Dazu gehören vor allem eingekeilte und blockierende Harnleitersteine, vernarbte und verschlossene Harnleiter oder Harnröhren, Geschwüre die die Harnleiter abdrücken. Hier muss unter Umständen während des Eingriffs doch entschieden werden, dass man die Harnableitung direkt aus der Niere wählt und einen Nierenkatheter (Nephrostomie) anlegt.

Weiter nachteilig ist die Fremdkörperbelastung von Harnleiter und Harnblase mit typischen "DJ-Beschwerden". DJ werden sehr unterschiedlich gut vertragen. Manche Patienten können diese kaum tolerieren. Oft spüren sie beim Wasser lösen ein Brennen und Ziehen in der Niere oder Blase. Das DJ-Ende kann in der Blase kratzen und sogar Blutungen auslösen.

Wie wird ein DJ eingelegt?

In der Regel erfolgt die DJ-Einlage in einer kurzen Betäubung und unter Röntgen. Aber in einigen Fällen kann ein DJ auch in örtlicher Betäubung und unter Ultraschallkontrolle eingelegt werden. Bei der Einlage wird mit einem speziellen Endoskop, dem Zystoskope, durch die Harnröhre hindurch in die Harnblase eingespiegelt. Im Zystoskop befindet sich ein Arbeitskanal, durch den hindurch zuerst mit einem speziellen Kontrastmittel unter Röntgen-Sicht der Harnleiter und das Nierenbecken dargestellt werden. Anschliessend wird ein dünner und weicher Sondierungs- und Führungsdraht bis zur Niere vorgeschoben. Über diesen hinweg wird der DJ mit der Spitze bis in die Niere vorgeschoben. Das untere Ende wird in der Harnblase abgeworfen. Beide Enden kringeln sich anschliessend ein. Daher der spezielle Name: Doppel-J oder auch Pigtail (Schweineschwanz)

 
 Abb2: Typischer DJ mit Haltefaden und Pusher (Quelle: Uromed)

Nach der Einlage des DJ kann der Urin wieder ungehindert in die Harnblase fliessen.

In einigen Fällen möchte man nicht, dass der Urin in die Harnblase fliesst. Hiefür gibt es extra lange Harnleiterkatheter, die den Urin durch die Harnblase hindurch nach aussen leiten. Diese Harnleiterkatheter haben nur 1 gekringeltes Ende. Sie werden deshalb als Mono-J bezeichnet.

 
Abb3: Typischer Mono-J mit Haltefaden und Pusher (Quelle: Uromed) 

Was muss ich bei einer geplanten DJ-Einlage beachten?

Vor einem solchen Eingriff muss ihr Urin getestet werden. Sie sollten für den Eingriff keinen Harnwegsinfekt haben. Besteht ein Infekt, dann müssen sie bereits vor dem Eingriff ein Antibiotikum einnehmen. Blutverdünnende Medikamente müssen in der Regel nicht pausiert werden. 

Wie oft muss der DJ gewechselt werden?

In der Regel bleiben DJ nur vorübergehend im Körper und sind nicht als Dauerlösung gedacht.

Aber bei einigen Erkrankungen ist die innere Harnableitung als Dauerlösung anzusehen und gedacht. Hier muss der DJ regelmässig gewechselt werden. In der Regel reicht ein Abstand von 3 - 6 Monaten bei normalen DJ. In einigen Fällen muss dieser Abstand aber verkürzt werden, denn Harnleiterschienen können verstopfen. Auch ein Herausfallen ist möglich. Einige Hersteller bieten spezielle DJ an, die bis zu einem Jahr im Körper verbleiben dürfen.

Spüre ich den DJ? Wird er gut vertragen?

In der Regel werden DJ gut vertragen. Er kann aber auch grosse Probleme auslösen. Vor allem die Verträglichkeit des DJ ist sehr unterschiedlich von Patient zu Patient. Manche Patienten vertragen den DJ sehr gut und haben kaum Beschwerden. Bei anderen Patienten gibt es starke Beschwerden. 

In der Regel spüren die Patienten am Anfang den DJ als Fremdkörper. Es gibt oft ein Druckgefühl in der Flanke, Reizungen der Harnblase, Blut im Urin und beim Wasserlösen ein Stechen in der Flanke. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an den DJ und diese Beschwerden lassen nach. Bei einigen wenigen Patienten können aber diese Beschweren massiv und so stark sein, dass Medikamente eingenommen werden müssen um die Beschwerden zu lindern. 

Sehr selten kann der DJ auch schwerwiegendere Probleme bereiten:

  • Verstopfung des DJ

  • Steinbildung am DJ

  • Infektionen

  • Verrutschen des DJ

Was muss ich beim Umgang mit einem einliegenden DJ beachten?

Der Umgang mit einem DJ ist ganz leicht sein. Bei normalen Aktivitäten, leichter Bewegung und leichtem Sport brauchen Sie keine Angst haben, dass der DJ herausfällt.

Sie sollten folgende Dinge beachten:

  • ausreichend Trinken (damit der DJ gut gespült wird und nicht verstopft)
  • keine sehr schweren Dinge anheben (damit der DJ nicht verrutscht)
  • auf Krafttraining und Leistungssport möglichst verzichten (damit der DJ nicht verrutscht)
  • bei Blut im Urin sich körperlich mehr schonen und viel trinken

Sollte Sie plötzlich und stark eine der folgenden Beschwerden haben, dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf:

  • starke Blutung, die auch mit viel Trinken sich nicht bessert
  • Fieber und Schüttelfrost
  • mehr Flankenschmerzen und ein starkes anhaltendes Druckgefühl in der Flanke