Für Reizblasen oder die Dranginkontinenz bietet die Behandlung mit dem Wirkstoff Botulinumtoxin - kurz: Botox - eine sehr gute Behandlungsmöglichkeit.
Auch Katheterträger, die mit ständigen Blasenkrämpfen, Schrumpfblase oder ständigen Verstopfungen zu kämpfen haben, besteht mit Botox eine sehr gute Behandlungsmöglichkeit.
Botulinumtoxin hemmt die Nerven, welche die Blasenmuskulatur und auch die Blasenschleimhaut steuern. Dadurch wird der Blasenmuskel schwächer, die Blase weniger «reizbar» und ruhiger. Durch das Schwächen des Blasenmuskels erhöht sich auch das Fassungsvermögen der Blase. Sie als Patient können nach der Botox-Injektion mehr und leichter Ihren Urin in der Harnblase zurückhalten. Sie müssen auch nicht mehr jedem Harndrang sofort nachgeben.
Das Medikament „Botox“ wird mit Hilfe eines Endoskops (Zystoskop) und einer hauchfeinen Injektionsnadel in die Harnblase eingespritzt. Das Botox wird hierfür verdünnt und auf 10-20 verschiedenen Orte in der Harnblase verteilt eingespritzt. In der Regel werden 100 bis 300 IE (Internationale Einheiten) des Medikament Botulium A-Toxin (Botox) verabreicht.
Der Eingriff erfolgt ambulant in unserer urologischen Praxis in Amriswil. Meistens geben wir zuvor ein örtliches Betäubungsmittel direkt in die Harnblase. Auf Wunsch kann zusätzlich mit einem Nasenspray eine weitere Betäubung erreicht werden, damit der Eingriff für Sie als Patient so komfortabel wie möglich ist.
Nur in sehr wenigen Fällen muss der Eingriff in einer kurzen Narkose im Spital erfolgen.
Die Erfolgsrate der Botox-Behandlung liegt bei bis zu 80 %. Die Wirkung setzt nicht sofort ein, sondern erst nach 3 Wochen. Die Wirkung hält etwa sechs bis höchstens zwölf Monate an. Ob danach eine erneute Botox-Injektion durchgeführt werden muss, hängt von der Grunderkrankung ab und der Stärke der Beschwerden. Nach aktueller Studienlage muss bei ca.1/3 der Patienten die Injektion wiederholt werden.
Die Botox-Therapie wird gut vertragen, ist sehr sicher und es gibt nur sehr selten Nebenwirkungen. Unmittelbar nach der Injektion des Botox in die Harnblase kann es zu Blasenreizungen oder auch mal kurzzeitig zu Blut im Urin kommen. Selten muss deshalb ein Dauerkatheter gelegt und einige Tage belassen werden. Eine Harnwegsinfektion kann nach jedem Eingriff an der Harnblase auftreten, so auch nach Botox-Injektionen. Harnwegsinfekte müssen in diesem Fall mit Antibiotika behandelt werden.
Bei spezielle Nervenerkrankungen (Myasthenia gravis) kann es extrem selten zu Störung der Muskulatur kommen. In diesen Fällen erfolgt die Botox-Gabe im Spital und unter Überwachung.
Bis zu 2-3 Wochen nach der Botox-Injektion kann es zu Schwierigkeiten beim Wasserlösen kommen bis hin zur kompletten Harnsperre. In diesen Fällen muss der Restharn überwacht und gelegentlich eine Harnableitung erfolgen bis zum Nachlassen der Botox-Wirkung
Neben Beckenbodengymnastik durch die Physiotherapie mit Blasentraining ist eine medikamentöse Therapie sehr wirksam. Zur Anwendung kommen sogenannte Anticholinergika (z.B. Spasmex, Emselex, Toviaz, usw.) oder auch Betamimetika (z.B. Betmiga). Die Medikamente wirken leider nicht nur an der harnblase, sondern auch im ganzen Körper. Häufig kommt es zu Nebenwirkungen: Verstopfung, Mundtrockenheit, Augenflimmern, usw.
Einige dieser Medikamente können auch direkt in die Harnblase eingebracht werden über einen Katheter. Dies muss aber mehrmals täglich und regelmässig erfolgen. Eine weitere Alternative ist der sogenannte Blasenschrittmacher (Fachbegriff: Sakralnervenstimulation). Das ist aber ein grosser und aufwendiger Eingriff und nicht für jeden Patienten geeignet.
Wir kontrollieren ihre Blasenfunktion und den Erfolg der Therapie erstmals nach 2 Wochen. Dabei untersuchen wir auch ihren Urin, um einen Blaseninfekt auszuschliessen.