Nierengewächse (Tumore) und Nierenkrebs

Nierengewächse werden oft zufällig entdeckt. Sei es durch Ultraschall oder Röntgenuntersuchungen (Computertomografie, Magnetresonanztomografie) bei der Abklärung anderer Erkrankungen.

Selten haben die Patienten durch die Nierengewächse Beschwerden: Blut im Urin, Flanken- oder Rückenschmerzen, Blutdruckschwankungen, Zunahme des Bauchumfanges und tastbare Raumforderung, oder Abgeschlagenheit und Müdigkeit und Verlust der Leistungsfähigkeit.

Es gibt gutartige und bösartige Nierengewächse. Gutartige Gewächse sind Blut-Fettgewebsgeschwüre (Angiomyolipome) oder Adenome und viele andere. Angiomyolipome muss nur beobachten und solange sie nicht zu gross werden nicht behandeln. Onkozytome sind auch gutartige Nierentumore, können aber entarten.

Bösartige Tumoren der Niere sind eher selten und machen nur 2% aller Krebserkrankungen aus. Sehr oft handelt es sich beim Nierenkrebs um ein Nierenzellkarzinom. Ganz selten können auch andere Krebserkrankungen in den Nieren Ableger bilden. Noch seltener sind Sarkome oder Lymphome.

Geschwüre an den Nieren werden oft durch Zufall entdeckt, selten bei Beschwerden: Blut im Urin, Flankenschmerzen, tastbarer Tumor und Allgemeinzustandsverschlechterung.

Nierengewächse müssen abgeklärt werden, denn sie können bösartig sein (Nierenkrebs).

Nierenkrebs ist im frühen Stadium sehr gut heilbar.

Es gibt auch gutartige Nierengewächse, z.B. Angiomyolipome (Blutgefäss- und Fettgewebsgeschwür), Adenome usw.

Einige gutartige Gewächse können trotzdem entartet sein und sollten entfernt werden, z.B. Onkozytome.

Nur 2% aller Krebserkrankungen sind Nierenkrebs.

80% der Patienten sind über 50 Jahre alt bei Diagnosestellung.

Nierentumore sind doppelt so häufig bei Männern wie bei Frauen (2:1)

Thurgau: ca. 30 Neuerkrankungen pro Jahr

Heute wird ein Grossteil der Nierentumore organerhaltend operiert (Nierenteilresektion), d.h. es wird nur der Tumor entfernt und die betroffene Niere kann erhalten werden. Link zu DaVinci-OP Nierentumor

Nierentumoroperationen können heute fast immer minimalinvasiv durchgeführt werden – auch bei sehr grossen Tumoren (link Foto OP Schell)

Auch wenn der Nierenkrebs wiederkommt, kann oft minimalinvasiv der neue Krebsherd entfernt werden ohne die ganze Niere entfernen zu müssen (link zu Foto OP Kadner)

Nierenkrebs, der gestreut hat im Körper und Absiedlungen (Metastasen) gebildet hat, ist nicht heilbar. Er kann aber unter Kontrolle gebracht werden mit speziellen Medikamenten.

Bestehen nur vereinzelte Absiedlungen, kann es sinnvoll sein diese zu entfernen. Man hat damit eine bessere Kontrolle über den Krebs.

Ursachen

Bis zum heutigen Tag ist nicht genau bekannt, was die Bildung der gut- oder bösartigen Nierengewächse auslöst.

Für den Nierenkrebs weiss man, dass Rauchen und Übergewicht ein Risiko für die Krebsbildung darstellen. Auch Schmerzmittel (phenacetinhaltige Schmerzmittel), schwere und langanhaltende Nierenerkrankungen (Niereninsuffizienz) oder bestimmte Giftstoffe (Cadmium, Halogenchlorwasserstoffe wie z.B. Trichlorethen, Chloroform) können Risikofaktoren darstellen.

Auch bestimmte Erbkrankheiten und Erbgutveränderungen können als Ursachen eine Rolle spielen (zum Beispiel: Von-Hippel-Lindau-Krankheit).

Häufigkeit

Gutartige Nierengewächse gibt es viele Arten und die Häufigkeit ist oft nicht genau bekannt.

An Nierenkrebs erkranken Schweizweit jedes Jahr neu etwa 800 Patienten. Hochgerechnet für den Kanton Thurgau heisst das, das es jedes Jahr 30 neue Patienten mit Nierenkrebs gibt.

Es haben mehr Männer als Frauen Nierenkrebs (Verhältnis 2:1). Vor allem ab dem 50. Lebensjahr steigt das Risiko, dass Nierenkrebs festgestellt wird. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr. Es wird in den letzten Jahren eine Zunahme der Nierenkrebsfälle festgestellt.

Symptome

Nierengewächse werden oft zufällig entdeckt, meist bei der Abklärung anderer Erkrankungen oder Beschwerden.

Selten haben die Patienten durch die Nierengewächse Beschwerden: Blut im Urin, Flanken- oder Rückenschmerzen, Blutdruckschwankungen.

Zunahme des Bauchumfanges, tastbare Raumforderung, Blutarmut (Anämie), Knochenschmerzen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Verlust der Leistungsfähigkeit sind meist Zeichen einer bereits fortgeschrittenen Erkrankung oder eines grossen Nierentumors.

Das wichtigste Warnzeichen bleibt Blut im Urin.

Diagnostik

Besteht der Verdacht auf ein Nierengewächs, dann werden neben der körperlichen Untersuchung und Blut- und Urinproben als erstes ein Ultraschall und dann weitere Röntgenuntersuchungen angewendet. Diese werden als bildgebende Verfahren bezeichnet:

  • Computertomographie (CT)
  • Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Knochenszintigrafie

Diese bildgebenden Verfahren sollen helfen zu klären um was für eine Art von Nierengewächs es sich handelt und ob es gutartig oder eher bösartig sein könnte.

Zusätzlich muss nachgesehen werden, ob das Nierengewächs sich nur an der Niere befindet oder auch in anderen Organen sich ähnliche Gewächse oder Ableger befinden (z.B. Leber, Lunge, Knochen, Auge).

Ultraschallbild eines Tumor in der linken Niere

Abbildung 1: Ultraschallbild eines Tumor in der linken Niere

Computertomografie eines sehr grossen Nierentumor

Abbildung 2: Computertomografie eines sehr grossen Nierentumor

Kann trotz der bildgebenden Verfahren nicht sicher gesagt werden, ob es sich um einen gutartigen Tumor handelt, dann kann es sinnvoll sein, das Nierengewächs vorher zu «biopsieren», das heisst: eine Gewebeprobe aus dem Tumor zu nehmen.

Das geht oft unter Ultraschallkontrolle in örtlicher Betäubung. Liegt der Tumor aber ungünstig und ist mit dem Ultraschall nicht gut einzusehen, dann muss die Probenentnahme mit Hilfe der Computertomografie gemacht werden.

Nicht jedem Nierengewächs kann man aber eine Probe entnehmen und manchmal kann trotz der Probenentnahme nicht eindeutig gesagt werden, ob das Gewächs gut oder bösartig ist.

Dann hilft nur die Operation, das heisst man muss zur Sicherheit das Nierengewächs entfernen. Denn falls es sich doch um ein bösartiges Gewächs handelt gilt: Je früher der Nierenkrebs entfernt wird, umso besser.

Therapie

Die Haupttherapie des Nierentumors besteht in der Operation. Diese soll zur vollständigen Heilung führen. Bei unklaren Befunden dient die Operation auc dazu herauszufinden ob es ein gut- oder bösartiger Gewächs ist

Diese kann heutzutage minimalinvasiv und Gewebeschonend erfolgen. Das bedeutet, dass über winzige Körperöffnungen operiert wird und nur das Gewächs (Tumor) entfernt wird und die Niere erhalte bleibt.

Diese Technik heisst laparoskopische Nierenteilresektion. Wir verwenden dazu den DaVinci-Operationsroboter.

Nur in ganz seltenen Fällen muss die ganze Niere entfernt werden. Das erfolgt, wenn der Tumor sich zum Beispiel in über die Hälfte der Niere «reingefressen» hat und nach Entfernung des Gewächs nicht mehr genügend Nierengewebe übrig bleibt welches funktionsfähig ist. Auch bei vollständiger Entfernung der Niere kann dieser Eingriff schonend und minimalinvasiv erfolgen, auch bei sehr grossem Tumor. Dieses Verfahren heisst laparoskopische Nephrektomie.

Eine solche Operation bei einem extrem grossen Nierentumor zeigen die folgenden Bilder und das OP-Video.

Video OP Schell LapNX grosser Tumor

Das Beispiel einer schonenden Nierenerhaltenden Operation mit dem DaVinci-Operationsroboter zeigen die folgenden Bilder und das OP-Video.

Video OP Kadner DaVinci-NTX

Heutzutage muss nur noch sehr selten offen eine Nierentumoroperation durchgeführt werden. Meistens geschieht dies bei sehr weit fortgeschrittenen Befunden, wo versucht wird über eine sogenannte «zytoreduktive» Nierenentfernung eine bessere Kontrolle über die Krebserkrankung zu erhalten.

Manchmal kommt Jahre nach einer erfolgreichen Nierentumorentfernung an anderer Stelle der Niere oder auch im alten Wundbett der Nierenkrebs wieder.  Auch hier kann bei sogenannten Rezidiv-Nierentumoren wiederum der erneut aufgetretene Nierentumor sehr oft minimalinvasiv und Nierenerhaltend entfernt werden.

Bei kleinen Nierengewächsen und auch bei Patienten, die sich keiner Operation unterziehen können, kann auch minimalinvasiv der Tumor behandelt werden ohne Operation in einer Kombination aus örtlicher und oberflächlicher Betäubung (Sedoanalgesie). Wir führen hier als Verfahren die Radiofrequenzablation durch.

Das Beispiel einer Radiofrequenzablation zeigen wir Ihnen in den folgenden Bildern und dem OP-Video.

Wenn sich beim Nierengewächs um Nierenkrebs handelt und dieser sich bereits in andere Organe ausgebreitet hat, dann kann er in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle nicht mehr vollständig geheilt werden. Dieses Stadium der Nierenkrebserkrankung nennt man «metastasiert», die Nierenkrebs-Absiedlungen nennt man Metastasen. Auch wenn dieses Sadium als nicht heiolbar gilt, kann der Krebs aber unter Kontrolle gebracht und zurückgedrängt werden.

Bei Nierenkrebsmetastasen kommt es darauf an, wie viele Metastasen es gibt und wo diese liegen. Bei einer oder sehr wenigen Metastasen ist es unter bestimmten Umständen sinnvoll, diese zu entfernen. Das kann den Verlauf der Erkrankung stark verbessern.

Daneben werden spezielle Krebs-Medikamente eingesetzt, die den metastasierten Nierenkrebs zurückdrängen und unter Kontrolle bringen. Hier kommen durch die Forschung immer wieder neue Medikamente auf den Markt, die den Nierenkrebs immer besser unter Kontrolle bringen und unter Kontrolle halten. Diese Medikamente greifen in den Stoffwechsel der Krebszellen ein, blockieren die Blutversorgung der Krebsgeschwüre, stören den Signaltransport oder aktivieren des Immunsystem und körpereigene Killerzellen.

Nachsorge

Wenn es sich bei dem Nierengewächs um einen bösartigen Tumor gehandelt haben, dann werden regelmässige Nachkontrollen empfohlen. Diese heissen Tumornachsorgen und sind von den urologischen Fachgesellschaften in den Behandlungsleitlinien festgelegt. Die Kontrolltermine dienen dazu, rechtzeitig das Wiederauftreten des Nierenkrebs oder Folgen der Behandlung zu erkennen.

Die Nachsorgetermine folgen dabei einem festen Schema. In der ersten Zeit nach einer Operation sind sie engmaschiger, oftmals alle 3 Monaten am Anfang, später nur noch alle 12 Monate.

Die Kontrolltermine umfassen eine körperliche Untersuchung, Ultraschall, manchmal auch Urin- und Blutanalysen und Bildgebende Untersuchungen (CT, MRT).

Vorbeugen

Die wirksamste vorbeugende Massnahme gilt für fast alle Krebserkrankungen:

  • Nicht rauchen oder Rauchen sofort stoppen
  • Gesunde Ernährung (mediterrane Mischkost)
  • Genügend Bewegung und kein Übergewicht

Zusätzlich sollte insbesondere bei Nierenkrebs immer auch die Einnahme von Schmerzmitteln nicht unkontrolliert erfolgen. Sprechen Sie hier mit ihrem Hausarzt!

Blut im Urin ist das wichtigste Warnzeichen! Zeigt sich Blut im Urin, dann kontaktieren Sie ihren Hausarzt und lassen sich zu uns Urologen überweisen. Oder sie vereinbaren direkt mit uns einen Termin.

Risiko für Familienangehörige

Da die Ursache der Krebserkrankungen der Nieren nicht vollständig geklärt ist, hat man auch Schwierigkeiten das Risiko für Familienangehörige einzuordnen.

Das wichtigste ist, dass im Falle einer Nierenkrebs-Erkrankung sie ihre Familie nicht «verrückt» machen und in Panik versetzen.

Sie sollten zu allererst mit uns als Ihren Urologen reden und zusammen genau klären, ob ein erhöhtes Risiko für ein erblich bedingtes Nierenzellkarzinom besteht.

Bei Nierenkrebs geht man in weniger als 10% der Fälle von einer genetischen familiären Vorbelastung aus. Was heisst das? Das bedeutet, dass sich in diesen 10% der Fälle genetische Veränderung in der Familie feststellen lassen welche vererbt werden.

Deswegen klären wir mit Ihnen gemeinsam, ob es sinnvoll ist ihre Angehörigen zu einem Ultraschall und einer Urinprobe als Vorsorgemassnahme einzubestellen.

Wir klären mit Ihnen auch ab, wann eine erweiterte Abklärung mit humangenetische Beratung erfolgen sollte. Dazu bedarf es auch eines ausführlichen Kostengutsprachegesuch an die Krankenkasse.

Beispielhaft besprechen wir dies mit Ihnen, wenn neben einem bösartigen Nierentumor sie oder ihre Familie folgende Besonderheiten aufweisen:

  • Angehörige ersten oder zweiten Grades mit einem Nierentumor
  • Tumoren auf beiden Nieren auf einmal
  • Mehrere Tumoren in einer Niere
  • Nierenzellkarzinom in jungem Alter ( unter 45 Jahre)
  • Patienten mit nicht klarzelligem Nierenzellkarzinom mit ungewöhnlichen Ausprägungen (z.B. sogenannte Hybrid Tumore)
  • Leiomyomatose mit Nierenzellkarzinom (HLRCC)
  • Erblich bedingtes papilläres Nierenzellkarzinom
  • Nierenkrebs und zeitgleich weiteren folgende Tumore:
    • Paragangliom
    • Phäochromozytom
    • Hämangioblastom im Kleinhirn, im Hirnstamm und im Rückenmark
    • Leiomyome der Gebärmutter bei jungen Frauen (unter 30 Jahre)
  • Bei Nierenkrebs und zeitgleich folgende Hautveränderungen:
    • Leiomyome der Haut
    • Gutartige Tumoren der Haarbälge (Fibrofollikulome, Trichodiskome)
  • Lymphangiomyomatose
  • Epileptische Anfälle in der Kindheit
  • Von Hippel-Lindau Syndrom
  • Birt-Hogg-Dubé Syndrom
  • Paragangliom / Phäochromozytom
  • Tuberöse Sklerose

Mit dem praktischen Fragebogen der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) können sie zusammen mit ihrem Arzt herausfinden, ob das Risiko für erblichen Nierenkrebs besteht und sie oder ihre Angehörigen zu einer Abklärung müssen.